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Bienensterben - Die Fakten und was wir tun können

„Wenn die Biene einmal von der Erde verschwindet, hat der Mensch nur noch vier Jahre zu leben.“ So wird heutzutage bisweilen Albert Einstein zitiert. – Viele Voraussagen und Berechnungen dieses genialen Physikers haben sich bewahrheitet, warum also nicht auch diese Vision? Ganz einfach: weil sie sich nicht beweisen lässt und insbesondere, weil Einstein das nie gesagt hat.

Maja, offensichtlich eine Honigbiene, und bekannt aus Presse, Funk und Fernsehen, ist ein treffliches Propaganda-Insekt: fleißig, nützlich, staatenbildend und einfach süß – schon wegen des Honigs, den sie liefert.

► Was ist dran am Bienensterben?

Meinen wir, dass jedes Lebewesen sterblich ist, also auch jede einzelne Biene? – Natürlich nicht, wir denken ans Aussterben und daran, dass ganze Arten verschwinden könnten. Doch auf der Erde gibt es schätzungsweise 20 bis 25.000 Bienenarten. Sterben sie etwa ALLE? Natürlich nicht! Gemeint sind ausschließlich einige der über 500 wilden Bienenarten.

Sie leben entweder in kleineren Nistgemeinschaften oder sind sogar Einzelgänger. Viele von ihnen hausen in der Erde, in Höhlen oder im Totholz. SIE sind die Betroffenen, aber wer kennt schon ihre Namen: Gehörnte Mauerbiene, fuchsrote Sandbiene, stumpfzähnige Zottelkbiene oder gemeine Löcherbiene…?

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Vom Bienensterben sind einige der Wildbienenarten betroffen Foto: pixabay.com

► Es sterben also nicht alle Bienenarten

DIE Bienen sterben also nicht, sondern nur bestimmte Arten von Wildbienen. Trotzdem reden wir pauschal vom „Bienensterben“. Es ist ein anschauliches Symbolwort geworden, das zwar das Falsche meint, aber sehr emotional wirkt und deshalb viele Menschen aufrütteln kann. Wer mit „Biene“ unsere „Westliche Honigbiene“ meint, liegt falsch. Sie ist gerade nicht vom Aussterben bedroht.

Wichtig: Hauptsächlich sind die Wildbienen-Arten auf dem Rückzug, einheimische Honigbienen sind derzeit nicht bedroht.

Glaubt man der FAO, der Food and Agriculture Organisazion, steigt die Zahl der Bienenstöcke in der Welt sogar. Honigbienen sind zwar nicht unbedingt die klassischen Haustiere, aber in jedem Fall Nutztiere für den Menschen, wie etwa die Tauben oder Hühner. Solange es also Imker gibt, wird es Honigbienen geben. Sie werden regelrecht gezüchtet, überwintern in den von Menschen gebauten Beuten, Kästen oder Körben und bilden dort eine so genannte Wintertraube. Rührselig ausgedrückt: sie kuscheln sich kugelförmig zusammen und wärmen sich gegenseitig, in der Mitte thront die Königin. Vom Imker werden sie – nicht ganz uneigennützig – bei Bedarf gefüttert und obendrein gegen (Varroa-) Milben geschützt.

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Die Wildbienen kommen mit der Urbanisierung nur schwer zurecht. Foto: pixabay.com

Solch einen Komfort genießen Wildbienen nicht. Sie haben sich zwar den Widrigkeiten der Natur seit Jahrtausenden angepasst, müssen aber auch mit zweifelhaften Segnungen der menschlichen Zivilisation fertig werden.

Das gelingt ihnen leider nicht immer. Dafür gibt es einen Haufen von Gründen: Verstädterte Landschaften (auch Urbanisierung genannt), von der Landwirtschaft versprühte Insektizide, großflächige Monokulturen, vermutlich auch höhere Temperaturen (was wir Klimawandel nennen), zu viele Beton, Stein- und Rasenflächen, zu wenige blühende Pflanzen in Wald, Feld und Garten.

► Genau genommen müsste vom Insektensterben die Rede sein

Viele Forscher bezichtigen vornehmlich die so genannten Neonicotinoide (nervenschädigende Pflanzenschutzmittel), den Wildbienenschwund bewirkt zu haben. Außerdem könne für Bienen nicht gut sein, was Blattläuse, Spinnmilben, Raupen, und allerlei Käfer töte. Nun gut, die Politik verbietet derartige Mittel. Problem gelöst? Man darf gespannt sein, was künftig auf unsere Felder kommt.

Was den Wildbienen schadet, geht an den übrigen Insekten ebenfalls nicht spurlos vorbei. Deshalb wäre es angebracht, vom Insektensterben zu reden. Sachlicher ausgedrückt müßte es heißen: ein auffälliger, bisher nicht befriedigend geklärter Rückgang einer größeren Zahl von Insekten-Arten Das trifft es eher, klingt aber zugegebenermaßen nicht so anrührend und zugkräftig wie „Bienensterben“. Insekten – damit verbinden wir eben auch Viehzeug, das uns belästigt, umschwirrt, sticht oder uns das Obst anfrisst.

► Auch andere Insekten sind für die Bestäubung verantwortlich

Die Wissenschaft jedenfalls ist sich wohl einig, dass es einen Rückgang von Insekten gibt, in manchen Gebieten stark, in anderen weniger. Ist damit unser Ertrag an Obst, Gemüse und Getreide gefährdet, so dass wir in absehbarer Zeit nur noch vier Jahre vor uns haben? Nur soviel sei gesagt: Getreide und einige Gemüsesorten, z. B. Bohnen und Erbsen, sind Selbstbestäuber oder lassen sich vom Wind helfen. Darüber hinaus sind neben den Honigbienen noch etliche weitere Insekten damit beschäftigt, Samenpflanzen zur sexuellen Fortpflanzung (=Bestäubung) zu verhelfen. Dazu zählen vor allem Hummeln, Wildbienen, Schmetterlinge, Wespen und sogar Fliegen, Käfer und manche Motten.

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Auch Schmetterlinge sorgen für die Bestäubung. Foto: pixabay.com

► Was kann man selbst gegen das Bienensterben tun?

Fallen viele Wildbienen aus, müssen wir noch lange nicht verhungern. – Aber unser natürlicher Lebensraum hat eine Schramme mehr bekommen. Das summiert sich und wird so oder so auf uns zurückschlagen. Mit jeder ausgestorbenen Art wird unser Leben ärmer, auch wenn wir es vorerst kaum wahrnehmen.

Was kann man als Städter, Balkongärtner, Laubenpieper oder Hausbesitzer tun?

► Hier einige Beispiele:

  • in den Hausgärten nicht Rasen, Pool oder Schotter dominieren lassen, sondern beispielsweise einen Obstbaum pflanzen und eine kleinere Fläche den wild wachsenden Pflanzen überlassen,

  • den Garten vielfältig bepflanzen: Bienen brauchen das ganze Jahr über Nahrung, deshalb sollten Pflanzen Verwendung finden, welche zu verschiedenen Jahreszeiten blühen,

  • besser heimische Gewächse anpflanzen, exotische Blüten sind beispielsweise für Wildbienen uninteressant,

  • sich bei der Schädlingsbekämpfung mehr auf Hausmittel besinnen, auch wenn sie umständlicher zu handhaben sind als Schädlingsbekämpfungsmittel aus dem Baumarkt,

  • die eine oder andere abgefallene Frucht für naschhafte Insekten, darunter sind auch Wildbienen, mal liegenlassen; das hat zudem den Vorteil, dass noch nicht geerntetes Obst weniger heimgesucht wird,

  • Nisthilfen bauen („Insektenhotel“), dicke Pflanzenstängel den Winter über stehen lassen und kleine Ecken mit Reisig und abgestorbenen Ästen einrichten,

  • Honig lieber bei einem ortsansässigen Imker kaufen: Honigmischungen aus dem Supermarkt enthalten mit hoher Wahrscheinlichkeit Sorten aus Südamerika, so können Bienenkrankheiten nach Europa einschleppt werden,

  • nicht gleich tot treten, was aus Erdlöchern oder Ritzen kriecht,

  • auch Bienen sind im Sommer durstig: am besten zwischen die blühenden Pflanzen eine kleine Wasserschale stellen, diese sollte mit kleinen Kieselsteinen gefüllt werden, damit die Insekten gut landen und Wasser aufnehmen können,

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Auch Schmetterlinge sorgen für die Bestäubung. Foto: pixabay.com
  • Kräuter anpflanzen: Bohnenkraut, Salbei, Schnittlauch oder Minze eignen sich nicht nur für den Kochtopf, sondern werden auch von Wildbienen gern angeflogen,

  • Balkonbesitzer können ihre Blumenkästen mit Männertreu, Studentenblume oder Lavendel bepflanzen, für schattige Balkone eignen sich Berglauch oder Katzenminze

Die Politik, so heißt es, habe sich um das „Wohl des Volkes“ und das Befinden der Bürger im Wahlbezirk zu kümmern. Doch langsam merken wir, dass es der menschlichen Gesellschaft nicht gut gehen kann, wenn Hege und Pflege der Natur zu kurz kommen.

Jeder Garten- und Balkonbesitzer kann also einen kleinen Betrag dafür leisten, dass es den Bienen wieder besser geht. Ein perfekt gepflegter Rasen kann zwar den Nachbarn beeindrucken, für die Insekten aber ist er nutzlos und wird sie weiter verdrängen.
 

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